Verbesserte Luftqualität durch natürliche Lüftung – Interview mit Karen Sum
Ganz gleich, ob Schulen und Kindergärten oder Firmen und Büros: Neben Abstand, Hygiene und Mund-Nasen-Schutz ist zuverlässige natürliche Lüftung wichtiger denn je. Karen Sum, Head of Global Account Management, zeigt im Interview Möglichkeiten und Lösungsansätze auf, wie wir in Gebäuden mit geringem Aufwand und niedrigen Investitionskosten für mehr Frischluft und bessere Luftqualität sorgen können.
Warum ist das Thema Lüftung gerade jetzt so wichtig?
„Gebäude wurden in den letzten Jahren immer genauer unter dem Thema Energieeffizienz betrachtet, beispielsweise um Heizkosten einzusparen. Durch moderne energiesparende Konstruktionsmethoden arbeiten, leben und lernen wir in immer besser abgedichteten Gebäuden. Der große Nachteil: Es kommt nicht genug frische Luft herein und nicht genug verbrauchte Luft wird abgegeben. Dadurch benötigt es eine intelligente Lüftung für effektiven Luftaustausch, um die Raumluftqualität und -hygiene zu verbessern und so eine sichere Gebäudenutzung zu ermöglichen. Denn Forscher vermuten, dass in geschlossenen Räumen eine erhöhte Ansteckungsgefahr durch virenbelastete Aerosole bestehen kann. Dazu zählen neben COVID-19 auch klassische Grippeviren. Da Aerosolpartikel kleiner und leichter sind als Tröpfchen, schweben sie auch länger in der Luft und sinken nicht so schnell zu Boden. Das erfordert einen effizienten Luftaustausch, da so die Konzentration von Aerosolen in der Raumluft gemindert werden kann.“
Natürliche Lüftung ist eine effiziente Lösung, um signifikant die Luft im Raum zu verbessern. Eine über automatische Fensterantriebe gesteuerte Lüftung benötigt außerdem weniger Energie als die meisten Lüftungsanlagen.
Karen Sum, Head of Global Account Management GEZE GmbHNatürliche Lüftung verbessert die Raumluftqualität spürbar.
Wie kann ein effizienter Luftaustausch gewährleistet werden?
„Oft werden mechanische Lüftungsanlagen eingesetzt, aber dies löst nicht die derzeitigen Probleme der Corona-Pandemie. Denn häufig sind die Luftfilter von Lüftungsanlagen nicht fein genug, um Aerosole und somit Viren aus der Raumluft herauszufiltern. Wenn kein effektiver Luftaustausch erfolgt, sondern nur eine Luftumwälzung, können solche Anlagen die Luftqualität in Räumen schlimmstenfalls sogar verschlechtern. Hinzu kommt das persönliche Empfinden: Die meisten von uns fühlen sich in einem Raum, wo die Fenster nicht geöffnet werden können, rasch unbehaglich. Die Alternative dazu ist eine kontrollierte, natürliche Lüftung über automatisierte Fenster. So wird frische Luft von außen hereingelassen und verhindert, dass abgestandene Luft sich wieder im Raum verteilt.“
Erfahren Sie mehr zum Thema natürliche LüftungFenster öffnen klingt so einfach. Was ist bei der Fensterlüftung zu beachten?
„Gerade in geschäftigen Räumen, beispielsweise in Büros, Schulen und Universitäten, wo Zeitdruck herrscht und Konzentration gefordert ist, vergisst man gerne und oft das Fenster zu öffnen. Das Problem wird dadurch verstärkt, dass wir eine Verschlechterung der Luftqualität in Räumen meist zu spät bemerken. Neben einer erhöhten Ansteckungsgefahr mit Covid-19 können eine Abnahme der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit oder sogar Kopfschmerzen und Schwindel auftreten. Gute Lösungen sind Systeme, die Fenster automatisch öffnen, ohne dass jemand aktiv zum Fenster gehen muss. Dadurch wird ein effizienter Luftaustausch möglich, der die Raumluftqualität spürbar verbessert und das Infektionsrisiko reduziert.“
Smarte Fensterantriebe sind eine komfortable und effiziente Lüftungslösung. © Exorbitart / GEZE GmbH
Ist Lüftung über automatisierte Fenster auch effizient?
"Natürliche Lüftung ist eine effiziente Lösung, um signifikant die Luft im Raum zu verbessern. Eine über automatische Fensterantriebe gesteuerte Lüftung benötigt außerdem weniger Energie als die meisten Lüftungsanlagen. Ein weiterer Vorteil für Gebäudebetreiber sind die vergleichsweise geringen Investitionskosten, da automatische Fensterantriebe kostengünstig nachgerüstet werden können."
Warum wird dann aber die natürliche Lüftung über automatisierte Fenster nicht häufiger eingesetzt?
„Die Sicherheit ist sehr oft ein Hauptargument gegen zu öffnende Fenster. Im Parterre wegen der Einbruchsgefahr, in den oberen Etagen aus Sicherheitsbedenken. Überlegungen zu kleineren Flügelfenstern, die gekippt werden, ist ein einfaches und effektives Konzept, ohne Kompromisse bezüglich Sicherheit und Risiko einzugehen. Somit können Fenster leicht geöffnet und geschlossen werden, um beispielsweise der Lärmbelästigung zu geschäftigeren Zeiten entgegenzuwirken. Dies kann für bestimmte Zeiten auch automatisch über eine Zeitsteuerung festgelegt werden.“
Die Bedienung erfolgt bequem per intuitivem Display oder über vorprogrammierte Szenarien. © Gira, Giersiepen GmbH & Co. KG
Warum per Zeitsteuerung lüften?
„Wir neigen oft dazu, uns von Temperatur, Akustik und visuellen Reizen beeinflussen zu lassen, jedoch nicht von der Luftqualität. Wir beurteilen die Luftqualität eher basierend auf Geruch und einem Gefühl wie ‚es ist mir ein bisschen zu warm‘. Je länger wir uns in einem Raum befinden, desto weniger bemerken wir die abnehmende Luftqualität – meistens viel zu spät. Und noch beunruhigender ist der Umstand, dass man verbrauchte Luft einatmet, die im Raum zirkuliert.“
Gibt es eine Lösung für unsere mangelnde Sensibilität für die Luftqualität?
„Ja, beispielsweise über Zeitsteuerung und einfach zu montierende Sensoren, die diese Unterschiede in der Luftqualität erkennen. Smarte Fensterantriebe wie der GEZE Slimchain und Sensoren lassen sich über KNX oder BACnet Schnittstellenmodule verbinden und in die Gebäudeleittechnik integrieren. Die Gebäudeautomation sorgt bequem für eine an die Situation angepasste gute Luftzirkulation.“
Mit der GIRA KNX Wetterstation smart und sicher lüften. © Gira, Giersiepen GmbH & Co. KG
Bietet die Gebäudeautomation weitere Möglichkeiten, die Raumluftqualität zu verbessern?
„Smarte Sensoren können auch noch mit weiteren kombiniert werden, beispielsweise Regensensoren oder andere Wetterstationen. Auch automatisierte Dachfenster können in die Raumklimaregelung integriert werden, die dann wunderbar zur Tag- und speziell zur Nachtauskühlung des Gebäudes beitragen. Gebäude, die in der Nacht mit den passenden Sicherheits- und Wettersensoren durchlüftet werden, bieten zu jeder Zeit ein angenehmes Klima, um so den flexiblen Arbeitszeiten und den globalen Wetterumschwüngen gerecht zu werden.“
Der Rollenbeschlag Perlan 140 Duosync öffnet und schließt zweiflügelige Schiebetüren synchron. © GEZE GmbH
Gibt es neben der Luftqualität weitere Faktoren, die Gebäudebetreiber in der jetzigen Corona-Situation beachten müssen?
„Ja, der Arbeitsschutz sieht aufgrund der Corona-Pandemie viele neue Maßnahmen vor. Ein Beispiel: Der Mindestabstand hat die Gestaltung der Büros dramatisch verändert. Offene Gebäudepläne und Großraumbüros werden in Frage gestellt und kleine Meetingräume werden oft gemieden. Eine intelligente Aufteilung der Büroflächen kann eine gute Möglichkeit sein, Luft und Raum zu trennen, wenn Fenster in jeder Sektion zum Öffnen zur Verfügung stehen. Bewegliche Trennwände und andere ästhetische Trennmöglichkeiten können zudem die Privatsphäre verbessern und bieten gleichzeitig eine zusätzliche Trennung der belüfteten Räume. Das hat auch über die jetzige Situation hinaus Vorteile, denn auch akustische und visuelle Aspekte unterstreichen das Wohlfühlen und machen Gebäude lebenswerter.“